Kurzdarstellung

 

Das vorliegende »Handbuch der norddeutschen Dorfkirchen« ist auf der Grundlage einer photographischen Dokumentation entstanden, deren Ziel die vollständige Bestandserfassung sämtlicher Denkmale der mittelalterlichen Sakralarchitektur in den früheren Bezirke Rostock, Schwerin, Neubrandenburg, Potsdam und Frankfurt/Oder sowie Berlin gewesen ist. Die Entstehung der Dokumentation umfaßt den Zeitraum von 1978 bis 1993. Zwar folgt die topographische Gliederung der traditionellen Länderstruktur Mecklenburg, Vorpommern und Brandenburg, zugleich hat es sich als vorteilhaft erwiesen, die Kreis-Gliederung der DDR beizubehalten, weil zum einen die Erfassung der Objekte nach dieser Gliederung er-folgte. Zum anderen ist dadurch eine zeitliche Zuordnung der dokumentierten Erhaltungszustände möglich. Der im Handbuch ausgewiesene Be-stand umfaßt mehr als 1.300 Objekte, in den auch solche Denkmale vor allem der städtischen Pfarr-, aber auch der monastrischen Architektur einbezogen wurden, die unter materialtechnischen und architektonischen Gesichtspunkten den Dorfkirchen noch sehr nahe verwandt sind. Der Katalog der Illustrationen umfaßt ca. 1.600 Photographien.

                Der Gedanke, auf der Grundlage des photographischen Materials ein Nachschlagewerk zu verfassen, entstand aus der Erfahrung, daß vor allem die Dorfkirchen in der Architekturgeschichtsschreibung eine Beachtung finden, die eher geringschätzig genannt werden muß. Selbst die ausdrücklich diesem Thema gewidmete Literatur vermag kaum, wissenschaftlich fundierten Ansprüchen zu genügen und bleibt häufig hei-matkundlichen Vorstellungen verhaftet. Sofern der Gesichtskreis weiter gesteckt ist, wird die Bestandsdokumentation äußerst lückenhaft, wes-halb insgesamt der Eindruck bleibt, daß die kunsthistorische Literatur den Dorfkirchen etwas hilflos gegenübersteht. Selbst die gängigen lexika-lischen Werke fallen entweder durch eine erhebliche Lückenhaftigkeit auf, wie beispielsweise der »Dehio«, oder durch Beschreibungen, deren Mängel bis zur Unbrauchbarkeit gehen.

                Die wissenschaftliche Bearbeitung des Dorfkirchenbestandes wirft tatsächlich einige Probleme auf. Zum einen ist sie eine Massenar-chitektur. Zum anderen fehlt es hier an „Leitfossilien”, wie sie in der elitären Architektur zur stilistischen und stilhistorischen Analyse unerläß-lich sind. Außerdem zeichnet sie sich durch eine deutliche Typisierung auf, wodurch sie sich von der elitären Architektur mit ihrer auffallenden Tendenz zur Individualisierung unterscheidet. Das Typenmuster ist innerhalb des gesamten Erfassungegebietes gleich, dennoch sind die stili-stischen Unterschiede teilweise gravierend. Im Gegenzug ist vor allem in Brandenburg eine sehr starke Uniformierung festzustellen. Alle diese Probleme haben in der bisherigen Literatur keine oder nur eine unzureichende Aufmerksamkeit gefunden. Es war daher von Anbeginn das Anliegen, innerhalb der Möglichkeiten eines Nachschlagewerkes möglichst umfangreiche und zugleich detaillierte Informationen zu den einzel-nen Objekten zu geben, wie am Beispiel der Dorfkirche zu Rerik demonstriert. Sie umfassen eine möglichst exakte Beschreibung der Außen- und Innenarchitektur, Hinweise auf erhaltene Bauspuren und spätere Veränderungen sowie Kurzangaben zum Inventar. Stilistische Analogien zwischen unterschiedlichen Objekten werden durch Links zu den entsprechenden Textdateien ausgewiesen. Sämtliche Objekte sind unter ihren tatsächlichen Standorten ausgewiesen – kommunale Strukturen bleiben dabei unberücksichtigt. Neben einem alphabetischen Ortsregister ist dem Handbuch ein Kreisregister beigefügt. Außerdem sind alle Orte eines jeweiligen Kreises noch einmal innerhalb eines separaten Ortsregi-sters des Kreises verzeichnet. Komplettiert wird das Handbuch durch einen historischen Abriß sowie Hinweise zu Besonderheiten, die bei der Arbeit mit dem Handbuch zu beachten sind.

 

 

Der Verfasser