Das Denken des Sterbens kann Vorahnung letzter Angst wecken, aber auch ihres Vergehens. Anderes Existenz-Gefühl entsteht: Zwischen Nicht-Dasein und Nicht-Dasein. Der Versuch, aus der Gewißheit des Todes zu leben, gibt Halt. Intensivere Bewußtheit. Distanz zu sich selbst. Die Wirklichkeiten, mit denen ich biologisch, psychisch, sprachlich, sozial in Wechselwirkung bin, erscheinen aus fremdem Licht. Von ihm her bestimme ich mein Verhältnis zu ihnen, zu mir neu.
Carlfriedrich Claus, März/Mai 1989
Mit großer Bestürzung haben wir vom Tod von Carlfriedrich Claus erfahren.
Vor allem die gemeinsamen Interessen am synästhetischen Kunst - Schaffen und
- Verbreiten führten uns zusammen. Seine "Sprachblätter",
in denen optisch das geschieht, was in einigen Lautprozessen akustisch vorgeht,
sind Meilensteine der Kunstgeschichte des Zwanzigsten Jahrhunderts. Einfühlsam
gelang es ihm hier Übergänge und Sprünge zwischen Semantischem und
A-Semantischem sichtbar zu machen.
Die zahlreichen Gespräche mit ihm im
Zusammenhang mit meinen Medienübergreifenden Ausstellungsprojekten der 70/80er
Jahre waren eine sehr große Bereicherung für mich.
Die Beerdigung fand am 18. Juni 1998 auf dem Chemnitzer Friedhof statt. Es sprachen Ingrid Mössinger, Direktorin der Kunstsammlungen Chemnitz; Peter Fittig, Beigeordneter für Kultur der Stadt Chemnitz; Prof. Dr. h.c. Werner Schmidt, Präsident der Sächsischen Akademie der Künste; Klaus Hermann, Oberbürgermeister der Stadt Annaberg-Buchholz und Matthias Flügge, Vizepräsident der Akademie der Künste Berlin.
19.06.1998
Hans-Jörg Schirmbeck